Der Begriff Potenzialausgleich bezieht sich nicht auf die spannungsführenden HV-Potenziale HV+ und HV-. Durch den Potenzialausgleich wird sichergestellt, dass sich zwischen den Gehäusen einzelner HV-Komponenten keine Potenzialunterschiede aufbauen können. Potenzialunterschiede können sich auch ohne einen Fehler im HV-System aufbauen. Da die Isolation elektrischer Komponenten gegenüber einem metallischen, elektrisch leitenden Gehäuse wie eine Kapazität (Kondensator) wirkt, können zwischen einzelnen Gehäuseteilen Ladungsunterschiede entstehen. Berührt ein Mensch beide Gehäuse, so wird der Potenzialunterschied über ihn abgebaut. Dies ist in der Regel nicht elektrisch gefährlich, aber unangenehm. Zudem besteht das Risiko eines Sekundärunfalls. Durch das Anbringen einer elektrisch leitenden Verbindung zwischen den Gehäuseteilen, kann sich kein Potenzialunterschied aufbauen.

Zusätzlich dazu lässt sich durch den Verbau von Potenzialausgleichsleitungen eine weitere Sicherheitseinrichtung realisieren. Berührt im Fehlerfall eine der HV-Leitungen von innen das Gehäuse, besteht aufgrund des IT-Netzes keine Gefahr für Menschen. Gefahr bestünde erst, wenn zeitgleich das zweite HV-Potenzial an dem Gehäuse einer anderen HV-Komponente anliegt. Dies bedeutet aber einen Potenzialunterschied an zwei Gehäuseteilen. Die Potenzialausgleichsleitungen unterbinden dies. Da es sich dabei aber um einen elektrischen Kurzschluss zwischen HV+ und HV- handelt, müssen die Ausgleichsleitungen so gestaltet sein, dass sie den Kurzschlussstrom bis zum Auslösen der HV- Sicherung ertragen. Durch die Potenzialausgleichsleitungen werden die Gehäuse aller HV-Komponenten mit der Karosserie verbunden. Weiterhin kommt den Potenzialausgleichsleitungen bei der Isolationsüberwachung eine erhebliche Bedeutung zu.